Immunglobulin-Ersatztherapie

Die moderne Medizin bietet eine Reihe von Möglichkeiten, einen Immundefekt zu behandeln – von der Stärkung des Immunsystems bis zur Schwächung der Krankheitserreger. Worauf bei der Behandlung zu achten ist und wie eine Selbstbehandlung möglich sein kann, erfahren Sie hier.

Subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie

Die subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie ist zusammen mit der unterstützten subkutanen Ig-Ersatztherapie  ein wichtiger Bestandteil der Therapie von angeborenen und erworbenen Immundefekten. Subkutan bedeutet, dass die Lösung mit den Immunglobulinen (Ig) unter die Haut gespritzt wird.

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Gut zu wissen!

Immunglobuline werden auch als Antikörper bezeichnet. Näheres zu ihrer Funktion und den verschiedenen Antikörperklassen finden Sie hier.
 

Lesen Sie hier, wie eine Infusion abläuft, wie sich Subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie und unterstützte subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie unterscheiden und welche Vorteile diese Form der Immunglobulin-Ersatztherapie bietet.

Was befindet sich in der Infusionslösung?

Die Infusionslösung enthält Immunglobuline (Antikörper) in konzentrierter Form (überwiegend der Klasse IgG). Diese stammen aus dem Blutplasma von mindestens 1000 gesunden und sorgfältig ausgewählten Spendern. Eine aufwendige Aufbereitung der Infusionslösung dient dazu, enthaltene Krankheitserreger zu beseitigen. Nähere Informationen zur Plasmaspende finden Sie hier.

Welche Funktion haben die Immunglobuline?

Die Immunglobuline (Antikörper) binden sich an Krankheitserreger. So können Immunzellen die Erreger leichter erkennen und vernichten und damit Infektionserkrankungen verhindern. Bei einem Immundefekt ist der Körper oft nicht in der Lage, ausreichend Immunglobuline zu produzieren. Betroffene werden so deutlich häufiger und schwerer krank als gesunde Menschen. Die Subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie unterstützt ihr Immunsystem durch die Bereitstellung von Immunglobulinen.

Wie unterscheiden sich die subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie und die unterstützte subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie?

Bei beiden Formen wird die Immunglobulinlösung in das unter der Haut liegende Bindegewebe verabreicht . Das Gewebe kann jedoch nur ein begrenztes Flüssigkeitsvolumen aufnehmen, das unter anderem vom Alter des Betroffenen abhängt. Bei der subkutanen Immunglobulin-Ersatztherapie beträgt das verabreichte Volumen pro Injektionsstelle üblicherweise zwischen 10 und maximal 25 ml . Dieses Volumen lässt sich durch die unterstützte subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie deutlich steigern, indem vor der Infusion ein spezielles Enzym verabreicht wird. Es sorgt vorübergehend und reversibel für mehr Platz unter der Haut, sodass der Körper größere Immunglobulinmengen mit einer Infusion aufnehmen kann . Dadurch verkürzt sich auch die für die Behandlung benötigte Zeit.

Wie läuft eine Infusion ab?

Für die Durchführung der Infusion gibt es fertige Sets. Sie bestehen aus einer Kanüle mit daran befestigtem Infusionsschlauch, einer Spritze oder einem Reservoir für die Immunglobulinlösung sowie einer Infusionspumpe. Als Infusionsstellen eignen sich Bauch, Oberschenkel, Oberarme oder der Bereich seitlich an der Hüfte. Die Infusionspumpe bringt die Immunglobulinlösung mit gleichmäßiger Geschwindigkeit in das Gewebe. Von dort gelangen die Immunglobuline in den Blutkreislauf und in den gesamten Körper. Die Dauer einer Infusion ist sehr individuell, denn das Infusionsvolumen hängt vom Körpergewicht des Betroffenen ab. 

Zur korrekten Durchführung der Infusionen müssen Betroffene von medizinischem Fachpersonal angeleitet werden. Anschließend können sie die Behandlung selbständig zuhause vornehmen. 

Welche Nebenwirkungen treten bei der subkutanen Immunglobulin-Ersatztherapie bzw. unterstützten subkutanen Immunglobulin-Ersatztherapie auf?

Die Immunglobulin-Ersatztherapie wird von den meisten Betroffenen sehr gut vertragen. Im Vergleich zur intravenösen Infusion ist die subkutane Applikation noch nebenwirkungsärmer. Unerwünschte Wirkungen beschränken sich in den allermeisten Fällen auf leichte lokale Hautreaktionen . Dies liegt vor allem daran, dass die Immunglobuline aus dem Gewebe langsamer in den Blutkreislauf gelangen. Der Körper nimmt sie damit nicht so schnell auf . 
Wenige Betroffene berichten von Juckreiz, Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle . Folgende Maßnahmen können helfen, das Risiko für Nebenwirkungen zu verringern :

  • Wechseln Sie regelmäßig die Einstichstelle. 
  • Verringern Sie die Infusionsgeschwindigkeit.
  • Teilen Sie die notwendige Immunglobulinlösung auf zwei oder mehrere Infusionsstellen auf.

Sollten bei Ihnen Nebenwirkungen auftreten, sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin an. 

Welche Vorteile haben die subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie und die unterstützte subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie?

Die subkutane bzw. unterstützte subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie bietet den Betroffenen folgende Vorteile :

  • kurze Infusionsdauer (abhängig vom Infusionsvolumen)
  • Selbstbehandlung zuhause möglich (weitere Informationen finden Sie hier)
    • weniger Fehlzeiten in Schule oder Beruf
    • weniger Krankenhaus-/Arztbesuche
  • bei subkutaner Immunglobulin-Ersatztherapie: Infusionen ein- bis zweimal pro Woche
  • bei unterstützter Immunglobulin-Ersatztherapie: Infusionen alle zwei bis vier Wochen

Welche Form der Immunglobulin-Ersatztherapie (intravenös  oder subkutan) und welches Präparat sich für Sie eignet, entscheidet Ihr behandelnder Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin gemeinsam mit Ihnen.


Intravenöse Immunglobulin-Ersatztherapie

Die intravenöse Immunglobulin-Ersatztherapie – kurz IVIg – ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie von angeborenen und erworbenen Immundefekten. Durch die Gabe von Immunglobulinen – auch Antikörper genannt – kann sich das Immunsystem eines Betroffenen deutlich besser gegen Krankheitserreger verteidigen. Die Immunglobuline werden bei der IVIg über eine Vene („intravenös“) verabreicht. Die Behandlung hat zum Ziel, die Häufigkeit von Infektionen zu senken und ihre Schwere zu mildern. Damit soll sich auch die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.

Wie läuft eine Infusion ab? Wie lange und in welchen Zeitabständen müssen Immunglobuline (Ig) verabreicht werden? Welche Nebenwirkungen können auftreten? Antworten auf diese Fragen lesen Sie untenstehend.

Was befindet sich in der Infusionslösung?

Die Infusionslösung enthält Immunglobuline (Antikörper) in konzentrierter Form (überwiegend der Klasse IgG). Diese stammen aus dem Blutplasma von mindestens 1000 gesunden und sorgfältig ausgewählten Spendern. Eine aufwendige Aufbereitung der Infusionslösung dient dazu, enthaltene Krankheitserreger zu beseitigen.

Welche Funktion haben die Immunglobuline?

Die Immunglobuline (Antikörper) binden sich an Krankheitserreger. So können Immunzellen die Erreger leichter vernichten und damit Infektionserkrankungen verhindern. Bei einem Immundefekt ist der Körper oft nicht in der Lage, ausreichend Immunglobuline zu produzieren. Betroffene werden so deutlich häufiger und schwerer krank als gesunde Menschen. Die IVIg unterstützt ihr Immunsystem durch die Bereitstellung von Immunglobulinen. 

Wie läuft eine Infusion ab?

Bei der IVIg wird die Lösung mit den Immunglobulinen über eine Kanüle in eine Vene (intravenös) verabreicht. So gelangen die Immunglobuline direkt ins Blut und verteilen sich im gesamten Körper. 

Diese Art der Immunglobulingabe darf nur von Ärzt:innen oder medizinischen Fachangestellten durchgeführt werden. Die IVIg kann deshalb nur im Krankenhaus oder in einer Arztpraxis und nicht zuhause stattfinden.

Eine Infusion dauert in der Regel 2–4 Stunden. Die Dauer ist abhängig von der Immunglobulinmenge, die der Betroffene benötigt. Auch die von ihm vertragene Infusionsgeschwindigkeit spielt eine Rolle.

Wie häufig werden die Immunglobuline verabreicht?

Die Immunglobuline der Klasse G (IgG) werden nach einiger Zeit  im Körper abgebaut. Daher ist es notwendig, die Infusion alle 3–4 Wochen zu wiederholen.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Die meisten Betroffenen vertragen die Infusion sehr gut. Selten kann es zu Kopfschmerzen während oder nach der Infusion kommen. Personen, die an Migräne leiden, haben hier ein erhöhtes Risiko. Ebenfalls selten können erhöhte Körpertemperatur oder Schmerzen in den Muskeln und Gelenken als Folge der Infusion auftreten.

Um das Risiko für Nebenwirkungen zu senken, ist es hilfreich, vor der Infusion viel zu trinken . Unverträglichkeitsreaktionen während der Infusion lassen sich zudem häufig durch eine Verringerung der Infusionsgeschwindigkeit oder eine Unterbrechung der Infusion für 15 bis 30 Minuten beseitigen. Sprechen Sie daher das Fachpersonal an, wenn Sie sich während der Behandlung unwohl fühlen. 

Welche Vorteile hat die IVIg?

Die intravenöse Gabe der Immunglobuline bietet folgende Vorteile :

  • Eine Infusion findet nur alle 3–4 Wochen statt.
  • Auch ein gravierender Immunglobulinmangel lässt sich behandeln, da durch die intravenöse Infusion große Immunglobulinmengen verabreicht werden können.
  • Bei der Therapie steht Ihnen jederzeit kompetentes medizinisches Personal zur Seite.

Immunglobulinlösungen können sich Betroffene auch selbst unter die Haut (subkutan ) verabreichen. Welche Form der Immunglobulin-Ersatztherapie (intravenös oder subkutan) und welches Präparat sich für Sie eignet, entscheidet Ihr behandelnder Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin gemeinsam mit Ihnen.

Weitere Informationen zur intravenösen Immunglobulin-Ersatztherapie (IVIg) finden Sie hier.


Selbstbehandlung zuhause

Selbstbehandlung

Bei Immundefekten mit einem schwerwiegenden Mangel an Immunglobulinen ist die Immunglobulin-Ersatztherapie ein wichtiger Baustein der Behandlung. Hierbei werden Immunglobuline (Ig, Antikörper) entweder intravenös oder subkutan (unter die Haut) verabreicht. Sie heben den zu niedrigen Immunglobulinspiegel im Blut an und verringern damit die Infektanfälligkeit.

Bei der subkutanen Immunglobulin-Ersatztherapie – kurz SCIg genannt – besteht auch die Möglichkeit, die Behandlung im eigenen Zuhause oder unter medizinischer Aufsicht in der Arztpraxis oder Klinik durchzuführen. Das kann die Zahl der Krankenhaus- oder Arztbesuche verringern und zu weniger Fehlzeiten in Schule oder Beruf beitragen. Allerdings gilt es bei der Selbstbehandlung auch einiges zu beachten.

Lesen Sie hier, welche Voraussetzungen nötig sind, für wen diese Therapieform geeignet ist und wie eine Infusion abläuft.
 

Was sind Voraussetzungen für eine Selbstbehandlung?

Um eine subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie anwenden zu können, muss zunächst ein eindeutig diagnostizierter Immundefekt vorliegen und eine Behandlung mit Immunglobulinen ärztlich verordnet worden sein.
Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin ermittelt anhand der genauen Diagnose, des Körpergewichts und anderer Kriterien die individuell benötigte Immunglobulin-Dosis.  Zudem wird festgelegt, ob eine Anfangsdosis notwendig ist. Auch wird ärztlicherseits genau definiert, in welchen regelmäßigen Abständen die Infusionen stattfinden – von einmal wöchentlich bis einmal alle drei bis vier Wochen . Je nach Ansprechen auf die Behandlung kann die Dosis angepasst  werden – immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin.
Die erste Infusion  der subkutanen Immunglobulin-Ersatztherapie wird immer in der Arztpraxis oder Klinik verabreicht.

Für wen eignet sich die Selbstbehandlung zuhause?

Die Selbstbehandlung zuhause mit subkutanen Infusionen eignet sich für Erwachsene sowie für Kinder .
Ob diese Möglichkeit jeweils infrage kommt, entscheidet immer der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin in Absprache mit den Betroffenen oder mit den Eltern der betroffenen Kinder.
Wenn der selbstständigen Anwendung der SCIg nichts im Wege steht, können betroffene Erwachsene unter ärztlicher Anleitung und mit Unterstützung des medizinischen Fachpersonals in der Arztpraxis oder Klinik erlernen, die Infusionen selbstständig zu setzen. Sobald eine verlässliche Handhabung gewährleistet ist, können sie die Behandlung unter Aufsicht in der Arztpraxis oder Klinik oder auch selbstständig zuhause vornehmen.
Eltern oder Angehörige von betroffenen Kindern lernen über Anleitungen und Schulungen, die subkutanen Infusionen selbstständig bei ihrem Kind zu setzen.
Bei betroffenen Kindern wie auch Erwachsenen sind regelmäßige Kontrollen durch den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin unerlässlich.

Wie läuft eine Behandlung ab?

Für die Durchführung der subkutanen Immunglobulin-Ersatztherapie gibt es fertige Sets, die alles Notwendige enthalten. Die Immunglobulin-Lösung wird über eine Infusionspumpe in das unter der Haut liegende Bindegewebe (Subkutangewebe) verabreicht. Als Infusionsstellen eignen sich Bauch, Oberschenkel, Oberarme oder der Bereich seitlich an der Hüfte .
Bei der sogenannten unterstützten subkutanen Immunglobulin-Ersatztherapie wird vor der eigentlichen Infusion ein bestimmtes Enzym in das subkutane Gewebe gegeben. Dadurch wird das Gewebe vorübergehend durchlässiger. So kann die Immunglobulin-Lösung besser aufgenommen werden, und eine gleichmäßige Verteilung wird unterstützt.
Weitere Informationen zur subkutanen bzw. unterstützten subkutanen Immunglobulin-Ersatztherapie finden Sie hier.

gluehbirne

Wichtig!

Befolgen Sie bei der selbstständig durchgeführten Immunglobulin-Ersatztherapie immer die ärztlichen Anweisungen. Verändern Sie nie selbstständig die Dosis, die Geschwindigkeit der Infusion oder den festgelegten Zeitplan. Bewahren Sie das Präparat und das gesamte Infusionsset für Kinder unzugänglich auf und beachten Sie die Lagerungshinweise.